26. Januar 2015

Nachruf — Prof. Siegwart-Horst Günther, * 24.Februar 1925 † 16. Januar 2015

Artikel
Prof. Dr. Siegwart-Horst Guenther

Die „International Coalition to Ban Uranium Weapons“ (ICBUW) trauert um einen ihrer engagiertesten Mitstreiter im Kampf zur Ächtung der Uranwaffen, den Vater der Anti-Uranwaffen-Bewegung in Deutschland.

Professor Dr. Dr. Günther fühlte sich lebenslang der Hilfe für Kranke, Schwächere und Benachteiligte verpflichtet. Unrecht und staatliche Willkür wollte er nicht akzeptieren.

Schon als junger Mann weigerte er sich im Krieg an der Ostfront, in die Verbrechen der Wehrmacht hineingezogen zu werden, was ihn in Kontakt zu den Widerstandsgruppen brachte und als Folge davon im Umfeld des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 auch zur Inhaftierung im KZ Buchenwald.

Die traumatischen Erlebnisse im Krieg bewogen ihn, Humanmedizin mit einer zusätzlichen Ausrichtung zur Tropenmedizin zu studieren. Er widmete sich als Arzt bei seinem großen Vorbild Albert Schweitzer den Kranken in Lambarene; später übte er seine medizinische Tätigkeit in Ägypten, Syrien, Israel und Irak aus.

Im Irak, wo Professor Günther von 1990 bis 1995 in der Universitätsklinik in Bagdad arbeitete, wurde er nach dem 1. Golfkrieg der USA ab 1991 konfrontiert mit einem signifikanten Anstieg bestimmter Krebserkrankungen und mit schweren Missbildungen bei Neugeborenen. Seine Nachforschungen brachten ihn zu der Erkenntnis, dass die Verwendung von urangehärteter Munition durch die USA für diese schrecklichen gesundheitlichen und genetischen Folgen nicht nur bei den Soldaten, sondern auch bei der betroffenen Bevölkerung über die Kriegsjahre hinaus verantwortlich war.

Mit großem persönlichen Einsatz gelang ihm der Nachweis, dass Uranwaffen radiologisch und chemisch giftig und die Ursache des von ihm entdeckten „Golfkriegssyndroms“ sind.

Sein Name, seine Tätigkeit und seine Erkenntnisse werden unter anderem durch den Film „Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“ von Frieder Wagner (2004) in Erinnerung bleiben. Spektakulär und unvergessen bleibt die Aktion, mit der Prof. Günther Reste von Uranmunition aus dem irakischen Kriegsgebiet nach Berlin schmuggelte und daraufhin wegen der „Verbreitung von radioaktivem Material“ eine Gefängnisstrafe erhielt – ein klarer Gegenbeweis im Hinblick auf die immer noch behauptete Unbedenklichkeit der Uranmunition.

Die Mitglieder der „Internationalen Koalition zur Ächtung von Uranwaffen“ bewundern diesen geradlinigen und Wahrheit suchenden Arzt und Wissenschaftler. Wir werden in ehrendem Gedenken in seinem Sinne weiterarbeiten.