Deutsche Waffenexporte führen zur weiteren radioaktiven Verseuchung im Irak: Milan-Panzerabwehrraketen

Blogbeitrag

Waffenexporte sind generell ein Problem, da politische Entwicklungen und der Verbleib der Waffen nicht vorhersehbar sind. Die Lösung von gewaltsamen Konflikten kann letztlich nur politisch erreicht werden. Die Bekämpfung einer unmittelbaren Bedrohung mit Waffengattungen, die zwar noch nicht unter ein explizites Verbot fallen, aber dennoch unverhältnismäßiges Leid hervorrufen und sich in ihrer Wirkung nicht eingrenzen lassen, darf keinesfalls gerechtfertigt werden. Dies gilt besonders für die Uranwaffen, aber auch für die Milan-Panzerabwehrraketen, die den Alphastrahler Thorium enthalten. Beide Waffengattungen verlängern die Kriegsleiden auf unbestimmte Zeit und gehören somit zu den Kriegsverbrechen, die nach dem Krieg noch lange nicht enden.
Der Irak kann die Folgen der Uran verseuchten Hinterlassenschaften, aus den Kriegen von 1991 und 2003, aus eigener Kraft nicht bewältigen, und forderte im Sommer 2014 die weltweite Ächtung von Uranwaffen und Hilfen von der Internationalen Gemeinschaft. Diese Forderungen blieben unerfüllt. Stattdessen schickten die USA im Kampf gegen den IS A-10 Kampfflieger in den Irak und nach Syrien. Die A-10 Bomber sind standardmäßig mit Uranmunition ausgerüstet. Nach widersprüchlichen Aussagen des Pentagons bleibt jedoch ungeklärt, ob Uranwaffen eingesetzt wurden. Fakt ist aber, dass im Falle akuter kriegerischer Auseinandersetzungen, in der Regel alle militärischen Möglichkeiten zur Bekämpfung des Feindes ausgeschöpft werden.
Der Einsatz der Milan-Panzerabwehrraketen ist dagegen unbestritten. Die Bundesregierung befürwortete freimütig die Lieferung an die kurdischen Peschmerga und bildet ihre Kämpfer an diesen Waffen, auch in Deutschland in Hammelburg, aus. Ab Herbst 2014 wurden zur Bekämpfung des IS 60 Milan- Panzerabwehrraketen mit 1000 Lenkflugkörpern an die kurdischen Peschmerga geliefert. Am 18. Dezember 2015 war im Spiegel zu lesen, dass die Milan- Panzerabwehrraketen nochmals um 200 Stück aufgestockt werden.
Jede Milan-Rakete enthält in ihrem Infrarotstrahler des Lenkflugkörpers 2,4 Gramm Thorium 232. Beim Einschlag wird der Infrarotstrahler zerstört, und das radioaktive Thorium tritt aus. Bei 1.000 gelieferten Lenkflugkörpern summiert sich das freigesetzte Thorium schon jetzt auf 2,4 Kilogramm.
Ähnlich wie bei Munition aus abgereichertem Uran entsteht nach dem Aufprall der Rakete ein feiner, radioaktiv und toxisch wirkender Staub, der über Nahrung, Atmung und Trinkwasser in den menschlichen Organismus gelangt. In der Folge können schwere Gesundheitsschäden wie Leukämie, Lungenkrebs und die Schädigung des Erbguts auftreten. Thorium hat eine Halbwertzeit von 14,05 Milliarden Jahren. Nach etwa 25 bis 30 Jahren erreicht es seine maximale Gefährlichkeit, da die Radionukleide, die nach Ablauf dieser Zeit gebildet werden, noch gefährlicher sind als das Thorium selbst.
In Südost- Sardinien auf dem Truppenübungsplatz Salto di Quirra wurden alle möglichen Waffen, auch Uranwaffen und Milanraketen aus deutsch-französischer Entwicklung jahrelang getestet. Nachdem in der Umgebung des Truppenübungsplatzes ungewöhnlich gehäuft Missbildungen und Krebserkrankungen bei Menschen und Tieren auftraten, veranlasste der Staatsanwalt Fiordalisi umfangreiche Laboruntersuchungen. Die Kontamination der Region ist außerordentlich hoch. Es wurden bedenkliche Schwermetallmengen gefunden. Thorium wurde in Lebensmitteln wie Milch und Honig nachgewiesen und zeigte auch gerade im Sperrgebiet, wo zwischen 1986 und 2000 mehr als 1000 MILAN-Raketen zum Einsatz kamen, auffallend erhöhte Werte. Auf dem Truppenübungsplatz durften die Hirten ihr Vieh weiden lassen. 65 % der Hirten erkrankten an Krebs. Die meisten von ihnen sind inzwischen verstorben. Durch die Exhumierung von 20 Hirten, konnten auffällig erhöhte Thoriumwerte in den Knochen der Toten ermittelt werden. Es liegt also nahe, dass die Milan-Raketen den Krebs ausgelöst haben könnten.
Um die Gefährlichkeit der „Milan“ weiß die Bundeswehrführung spätestens seit 1999. In einem internen Bericht warnten Strahlenexperten schon damals: „Für Personal, das in den Zielgebieten, in der unmittelbaren Umgebung der Ziele oder an den Zielen selbst arbeitet, ist Staubexposition zu vermeiden.“
Dennoch wird der Einsatz von Milanraketen im Kampf gegen den IS heute für unverzichtbar gehalten. Für kurzfristige militärische Erfolge werden gefährliche Langzeitfolgen bei genau denjenigen, denen mit diesen Raketen geholfen werden soll, in Kauf genommen.

Autorin: B.Malzahn (ICBUW-Deutschland)