Nach dem Irak-Krieg von 1991 hat auch die Militärintervention von 2003 langfristige verheerende Auswirkungen auf das Leben der Iraker. Der letzte Krieg brachte dem Irak einen völligen Niedergang der Infrastruktur und der Wirtschaft, andauernde gewaltsame Konflikte zwischen sunnitischen und schiitischen Kräften und hochgradig gesundheitsgefährdende Umweltverseuchungen. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Regierung in Großbritannien haben es versäumt, die von ihnen maßgeblich verursachten Probleme zu lösen. Dazu gehören auch die Umweltbelastungen, die durch die Militärinterventionen verursacht wurden. Die Kontaminationen mit toxischen und radioaktiven Stoffen durch die Militäreinsätze hatten und haben sehr negative Auswirkungen auf das Wohlergehen der irakischen Bürger, die in der Folge mit angestiegenen Krebsraten, Geburtsfehlern und anderen Krankheiten zu kämpfen haben. Die USA und GB haben mit dem Versäumnis angemessene Schritte zur Dekontamination von Kriegsrückständen einzuleiten, gegen mehrere internationale Verträge verstoßen und bleiben für Menschenrechtsverletzungen, die durch den Krieg im Irak ausgelöst wurden, verantwortlich.
Während des Krieges haben die Vereinigten Staaten und Großbritannien bewiesenermaßen Waffen verwendet, die abgereichertes Uran und andere gefährliche Stoffe enthielten. Bis heute halten die USA Angaben zur Menge und die Koordinaten der Uranwaffeneinsätze geheim. Der US-Kriegsveteran Dan Fahey, der zu den Auswirkungen von DU forscht, gibt nach seinen Berechnungen 100-200 Tonnen für die von den USA eingesetzte Menge an.
Dekontaminierung und Entsorgung sind im Irak nicht verantwortlich geregelt, was sich auch darin äußerte, dass giftige militärische Abfälle in Gruben vergraben wurden. Viele Städte sind von dieser Art der Entsorgung stark verseucht, und es besteht eine nicht unerhebliche Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung.
Trotz der rechtlichen Verantwortung und dem erheblichen Druck von internationalen NGOs haben die USA und GB versäumt, nennenswerte Maßnahmen zur Dekontaminierung zu unternehmen oder zumindest die kontaminierten zivilen Gebiete im Irak zu identifizieren und zu untersuchen. Sowohl dieses Versäumnis als auch die mangelnde Bereitstellung von Gesundheitsdiensten für die betroffene Bevölkerung stellen einen Verstoß gegen internationale Verträge dar, wie beispielsweise das Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen zum Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte (Protokoll I), die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (CRPD) oder das Übereinkommen über die Rechte des Kindes. Insbesondere Frauen und Menschen mit Behinderungen sind im großen Nachteil, da es keine Bereitstellung einer Wiedergutmachung welcher Form auch immer gibt, während nur wenige über eine notwendige medizinische Grundversorgung verfügen. Krebs, Atrophie (Gewebeschwund) oder Lähmungen sind weit verbreitete Krankheiten bei Frauen und Kindern, die zum Tode führen können, wenn sie unbehandelt bleiben.
Angesichts der weitreichenden, aus dem Krieg resultierenden katastrophalen humanitären Lage, sollten die US-und die britische Regierung, sowie die „Koalition der Willigen“, die rechtlichen und moralischen Verpflichtungen öffentlich anerkennen und Reparationen leisten. Das gilt sowohl hinsichtlich der Verpflichtung als Kriegspartei, die internationale Menschenrechtsverpflichtungen im Krieg besitzt, als auch für das Gebot des humanitären Völkerrechts. Diese Verpflichtungen müssen erfüllt werden. Dazu gehören unbedingt die Sanierung von verseuchten Orten und die Bereitstellung einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Auch die Finanzierung der Forschung für die Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten, zur besseren Bewältigung der Auswirkungen der Militärinterventionen, sollte nicht vergessen werden.
Die Umweltkrise des Irakkriegs 2003 – Moralische oder Völkerrechtliche Verpflichtung
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