Nato, Israel und private Sicherheitsfirmen nutzen seit den 50er Jahre Standorte auf der italienischen Insel Sardinien für Militärübungen und Munitionstests. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Protesten der Bevölkerung und kontroversen Diskussionen, weil auch die Verwendung von Uranmunition vermutet wird. Darauf weise eine extrem hohe Rate an Krebserkrankungen und von Missbildungen bei Weidetieren hin, so die Ärzteorganisation IPPNW.
Einen Zwischenfall vom 4. September 2014, bei dem nach italienischen Presseberichten deutsche Bundeswehr-Tornados einen 26 Hektar Acker- und Weideland verwüstenden Brand ausgelöst hatten, nahm die Bundestagsfraktion „Die Linke“ zum Anlass für eine Anfrage an die Bundesregierung. 5000 Menschen hätten am 13. September 2014 in Capo Frasca gegen die Militärmanöver demonstriert, weil sie neben der Naturzerstörung auch die Vergiftung des Bodens durch chemisch-toxische Waffen, insbesondere Uranmunition befürchteten.
Die Antwort der Bundesregierung bestätigt zwar den Vorfall vom 4. September 2014, weist aber Verantwortlichkeiten zurück, weil für Sicherheit und Räumung des Schießplatzes die italienische Luftwaffe zuständig sei. Von Protesten der Bevölkerung und Schadenersatz- forderungen sei nichts bekannt, Warnungen deutscher Touristen vor Belastungen auf der Insel würden auf (individuelle) Anfrage – (also nicht generell und öffentlich) – erteilt.
Inge Höger, abrüstungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag erklärt zu der nichtssagenden Antwort der Bundesregierung, die sardische Bevölkerung sei zu Recht empört über die umwelt- und gesundheitsschädigenden Folgen der Nato-Übungen. Es sei an der Zeit, die Bundeswehr aus Sardinien abzuziehen als erstem Schritt zu einem kompletten Nato-Abzug.
Deutsche Luftwaffe verlässt Sardinien
Wie am 23. Januar 2015 die sardische Zeitung „Sardiniapost“ berichtete, hat die Führung der deutschen Luftwaffe beschlossen, den Schießübungsplatz auf Sardinien zu verlassen und in ein Land zu gehen, wo sie ein „ einladenderes Klima“ vorfinde. Die von Inge Höger geäußerte Hoffnung, dass ein Abzug der Bundeswehr auch die anderen Nutzer zur Aufgabe des Standortes veranlassen würde, scheint sich zu erfüllen, allerdings nicht aus friedenspolitischer Einsicht, sondern aus finanziellen Gründen: Da die deutsche Luftwaffe mehr als die Hälfte der jährlichen Kosten für den Standort bezahlt, wird dieser den italienischen Behörden ganz einfach zu teuer.
Inge Höger zeigte sich hocherfreut über den Erfolg, den lokale Aktionen der Sarden und parlamentarische Initiativen der Linken im Bundestag zusammen errungen haben. Kritik übte sie an der gesamten Medienlandschaft in Deutschland, denen die durch das Militär hervorgerufenen Probleme auf der Insel, besonders die Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen keine Zeile der Erwähnung wert waren.
Autorin: Leonore Schröder, ICBUW